Die Pfarrei Weißenstadt

GESCHICHTE

Um das Jahr 1900 begann das katholische Leben in Weißenstadt aufzublühen. Katholische Handwerker und Arbeiter kamen ins Fichtelgebirge, um sich eine neue Existenz aufzubauen. Die seelsorgerische Betreuung wurde zunächst von der Pfarrei Wunsiedel übernommen und ab 1913 von der Expositur und späteren Pfarrei Marktleuthen. Der aus Italien stammende Baumeister Emil Peruzzi richtete 1912 in seinem Wohnhaus einen Betsaal ein, der den Gläubigen lange Zeit als Ort für Gottesdienste und Versammlungen diente.

Als der Betsaal zu klein wurde, beschloss der damalige Marktleuthner Pfarrer Georg Fuß eine Kirche zu errichten. Am 20. Oktober 1935 wurde der Grundstein gelegt, am 30. August 1936 weihte Erzbischof Dr. Michael Buchberger von Regensburg die Marienkirche. Er war es auch, der für die Kirche das Patronat "Maria Immaculata" (Maria, die ohne Erbschuld empfangene) festlegte. Die pfarrliche Betreuung wurde weiterhin von den Priestern aus Marktleuthen übernommen.

Im Jahre 1951 wurde Weißenstadt zur Expositur, 1977 zur Pfarrkuratie und ab dem 8. Dezember 2001, am Tag des Hochfestes Maria Immaculata, zur Pfarrei erhoben. Inzwischen ist die Pfarrei Weißenstadt Teil einer Pfarreiengemeinschaft und wird wieder von der Pfarrei Marktleuthen betreut.

Kirchenbau

Die Marienkirche ist im Stil der Neuromanik vom Münchner Architekten Georg Berlinger geplant. Der Bau ist als Chorturmanlage angelegt. Im Erdgeschoss des Turmes ist das Presbyterium eingebaut. Daran anschließend wurde das Kirchenschiff angefügt. Dieser Stil entspricht der Bauweise für Dorfkirchen im frühen Mittelalter. In jener Zeit dienten die Kirchen als Schutz- und Wehranlagen, in denen sich die Gemeinde bei feindlichem Ansturm verschanzen konnte. 

Auch die neue Kirche in Weißenstadt sollte den katholischen Gläubigen im übertragenen Sinne Schutz und Zuflucht in Zeiten der schweren Not und Bedrängnis sein. Der ganze Bau wurde aus Waldstein-Granitsteinen, dem Naturstein des Fichtelgebirges, errichtet. Die Kirche ist über 20 m lang und 9 m breit. Der massiv wirkende Turm erreicht eine Höhe von 22 m. Seitlich an die Kirche wurde das Mesnerhaus gebaut. Dort wurden die Sakristei mit Nebenräumen und drei Wohnräume untergebracht.

Presbyterium und Kirchenschiff

Das Presbyterium ist im Erdgeschoss des Turmes eingebettet. Ein steinerner Hochaltar bildet sein Zentrum. Die Altarplatte wird von zwei Granitsäulen getragen. Auf dem Altar ruht ein neuromanischer zweiflügliger Tabernakel aus Messing.

Über dem Hochaltar befindet sich ein dreiteiliger Triptychon. Dieser erlaubt die Darstellung Mariens an drei wichtigen Stationen der Heilsgeschichte: Im mittleren Teil ist die Kreuzigung Jesu mit Maria und Johannes unter dem Kreuz, auf dem linken Flügel wird Maria mit dem Engel Gabriel gezeigt (Mariä Verkündigung), während auf dem rechten Flügel die Begegnung Mariens mit Elisabeth dargestellt ist (Mariä Heimsuchung). Das Triptychon wurde um 1937 vom Maler Max Rauh aus München nach den Entwürfen von Akad.-Prof. Franz Doll angefertigt.

Das Presbyterium öffnet sich zum Kirchenschiff über einen Triumphbogen. Zwei Wächterfiguren zieren den Bogen. Es handelt sich um die Darstellung des Hl. Josefs und des Hl. Christophorus. Beide Figuren stammen aus der Neuzeit und wurden im barocken Stil angefertigt.

Nach der Liturgiereform in den Folgejahren des II. Vatikanischen Konzils wurden im Altarraum kleinere bauliche Veränderungen durchgeführt.

So wurde ein neuer Zelebrationsaltar geschaffen, dessen Altarplatte von einer schmiedeeisernen Unterkonstruktion getragen wird, die aus Teilen der früheren Kommunionbank zusammengesetzt worden ist. Die zwei Ambonen wurden ebenfalls im Stil des Altares gefertigt.

An der linken Seite des Triumphbogens steht der halbrunde Taufstein aus Granit. Er ist mit einer schlichten Messingkuppel abgedeckt. Dahinter steht auf einer Granitkonsole eine Figur des Auferstandenen Christus, die bei der letzten Renovierung der Kirche im Jahre 2005 aufgestellt wurde.

An der rechten Seite steht eine Marienfigur mit Christuskind auf dem Arm. Das Bildnis ist ein altbayrisches Werk aus dem 15. Jahrhundert. Die Madonna war ursprünglich im Landshuter Raum beheimatet und kam als Schenkung in die Marienkirche. Sie ist der wertvollste Ausstattungsgegenstand der Kirche. Zudem ist die Madonnenfigur auch ein Symbol der Verbundenheit mit der Diözese Regensburg, die sich von Niederbayern bis nach Oberfranken erstreckt.

Das Gestühl im Kirchenschiff wurde 2005 geteilt und ein Mittelgang geschaffen. Das Presbyterium und das Kirchenschiff werden von einer im neuromanischen Stil bemalten Balkendecke umspannt, die mit schmiedeeisernen Applikationen geziert wurde.

Glocken

Im Turm waren nach der Errichtung der Kirche drei Glocken untergebracht. Während des Zweiten Weltkrieges mussten die zwei größeren zum Einschmelzen abgeliefert werden; die kleinste, die sogenannte Josefsglocke, blieb erhalten. Am Christkönigsfest des Jahres 1964 wurden die beiden verloren gegangen Glocken ersetzt. Sie tragen die Namen Marien- und Bonifatiusglocke.

Orgel

Die Orgel ist das Werk des Orgelbaumeisters G. Christian Lobback aus Hamburg. Das Instrument ist eine mechanische Orgel mit zwei Manualen und einem Pedal. Sie wurde 1970 aufgestellt, dafür musste eine Empore in das Kirchenschiff eingezogen werden.